Mittwoch, 16. September 2009

Störenfried im Nebel

Als ich um 4.30 Uhr zum Morgenansitz aufstehe, erwartet mich das Wintersternenbild Orion in einer sternenklaren Nacht. Doch nur am Himmel ist es klar, hier am Klepelshagener Boden macht sich ein leichter Nebel breit, der auf dem Weg zur Kanzel dichter und dichter wird. Vom Ansitz aus ist dann außer einer weißen Suppe auch nichts zu sehen. Doch die Hirsche geben ihr Bestes!
Aus dem Nebel ist von allen Seiten ein Röhren zu vernehmen, dessen Herkunft jedoch schwer zu orten ist. In meiner Gruppe gehen die Meinungen auseinander, wie viele Hirsche der Nebel verbirgt. Ich bin mir sicher, dass es drei, möglicherweise sogar vier sind.
Der Nebel zeichnet, getragen durch Luftverwirbelungen, die schönsten Kunstwerke an den Morgenhimmel. Bald bahnen sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch den Nebel und mit ihnen kommt auch das Rehwild aus dem Wald. Während sich zwei Kitze die Feuchtigkeit aus dem Fell toben, nutzt die Ricke die Morgenstunde zum Äsen.
Plötzlich erschallt ein merkwürdiges Röhren aus dem Nebel! Einigen Jägern unter den Besuchern und mir ist sofort klar, dass dies kein Hirsch war: Ein ungebetener Gast muss sich einen Scherz mit uns und den Hirschen erlaubt und das Röhren mit einer Gießkanne imitiert haben. Ich bin beunruhigt, denn das Gießkannen-Röhren kam aus einer Ecke des Hirschgrundes, den noch nicht einmal wir Mitarbeiter betreten. Immer wieder verlassen unverantwortliche Spaziergänger die Wege, streunen durch Wildtierland und stören dabei die Wildtiere. Erwischen wir die Störenfriede, klären wir sie auf und bitten, auf den Wegen zu bleiben. Doch rechtlich können wir nur wenig dagegen ausrichten.
Und so endet dieser stimmungsvolle Ansitz für mich mit gemischten Gefühlen.

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