Freitag, 25. September 2009

Vorhang auf!

Heute Morgen haben die Kollegen den mobilen Beobachtungswagen an den "Hirschgrund" gezogen und dort mit Reisig und Ästen dem direkten Blick von Mensch und Tier entzogen. Der Abend ist sehr mild – eigentlich sind die Temperaturen zu hoch für die Brunft.
Doch auf dem Weg zum Ansitz begleitet mich und meine Gruppe ein umwerfendes Konzert. Es sind mindestens vier starke Hirsche zu hören: von links, von rechts, von vorne und von hinten – aber zu sehen sind „nur“ Rehe. Ein alter Bekannter, der Rehbock mit einer Stange, ist auch schön zu beobachten. Dann gibt kurz vor dem Hauptprogramm noch ein Fuchs sein Stelldichein und fängt sich ein Abendessen. Die Erwartungen steigen!
Das Röhren wird lauter, es kommt dichter, aber noch immer ist kein Hirsch zu sehen.
Was, wenn sie gar nicht erscheinen, wenn wir sie durch das Umsetzen des mobilen Beobachtungswagens gestört haben? Gemischte Gefühle.
Von rechts ziehen zwei Hirschkühe mit einem Kalb auf die Freifläche und sehen sich getrieben um. Das Röhren der Hirsche kommt immer näher. Dann endlich, Auftritt von links: ein starker Hirsch mit ungefähr 25 weiblichen Alttieren und Kälbern.
Jetzt wissen die Besucher nicht mehr wo sie hinsehen sollen, denn auch am rechten Ende des „Hirschgrundes“ reißt der Strom nicht ab. Acht weitere Alttiere mit Kälbern und einem zweiten starken Hirsch betreten die Bühne. Dem Trupp folgen vier jüngere, sogenannte Beihirsche und versuchen dem schon sichtlich von der Brunft erschöpften Hirsch die „Damen“ abzunehmen. Und so verliert der zweite Hirsch einige Tiere aus seinem Kahlwildrudel. Doch damit nicht genug!
Auftritt des jugendlichen Helden: ein ebenfalls starker aber noch jüngerer und nicht so abgebrunfteter Hirsch schreitet mit hoch erhobenem Kopf auf seinen Rivalen, den zweiten Hirsch, zu und beansprucht durch Imponiergehabe dessen Kahlwild. Ohne langes Vorspiel kommt es zum Kampf. Staub liegt in der Luft, als sich die Kraftpakete über den Brunftplatz schieben, um den Sieger zu ermitteln.
Unterdessen sehen die jüngeren Beihirsche ihre Zeit gekommen und treiben die Alttiere und Kälber davon. Der Kampf scheint ewig zu dauern, erste Zeichen der Schwäche bei dem älteren Hirsch sind zu erkennen. Dann die Niederlage. Er dreht sich weg und ergreift die Flucht. Doch der Sieger steht etwas dumm da, denn der „Preis“, das Kahlwild, ist auf der Fläche verstreut und wird auch noch von den vier jungen Wilden getrieben. Hier muss erst einmal für Ordnung gesorgt werden!
Der jugendliche Held treibt das Kahlwild zusammen, verscheucht die Beihirsche durch kurze Sprints und bedrohliches Röhren.
Jetzt erst bemerke ich den Schalk der Szenerie, einen pechschwarzen jungen Beihirsch, der kurz vor dem abendfüllenden Programm noch ein Moorbad genommen haben muss.
Bei einem Blick in die Gesichter der Besucher sehe ich nur begeisterte und ehrfürchtige Mienen. Die Sonne ist schon lange untergegangen und ein leichter Nebelschleier legt sich wie ein Vorhang über die Bühne.
Noch vor der "Botschaft der Wildtiere" ist der Klang der Hirsche in Wildtierland gut zu hören und alle sind sich einig: Das war ein fantastischer Ansitz!


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